Direkt nach dem Abitur entschloss ich mich einen Freiwilligendienst an einer Universität im Süden Frankreichs zu machen. Im September 2020 ging es für mich 10 Monate nach Aix-en-Provence – 926 Kilometer weit weg von meiner Familie und meinem bisherigen Leben. Während meiner Zeit dort lernte ich viele neue Menschen kennen, schloss neue Freundschaften und bereiste die Region. Die Erfahrungen, die ich machen durfte und die vielen schönen Momente, die ich erleben konnte, waren unvergesslich und haben mein Leben bereichert. Doch auch meine Zeit im Ausland war leider irgendwann vorbei und ich musste zu meinem alten Leben zurückkehren.

Unmittelbar nach meiner Rückkehr erlebte ich den sogenannten „Eigenkulturschock“. Er beschreibt das erste Gefühl, das auch dich nach deiner Rückkehr treffen wird. Je weiter weg du dein Auslandssemester verbracht hast, desto stärker wird das Gefühl wahrscheinlich sein. Das hängt damit zusammen, wie unbekannt das kulturelle Umfeld dort für dich war und wie viele neue Eindrücke du gesammelt hast. Mit deiner Rückkehr kommen wieder viele Veränderungen auf dich zu. Plötzlich sprichst du wieder eine andere Sprache, isst anderes Essen, erlebst wohlmöglich einen starken Temperaturunterschied oder Veränderungen im Klima und der Landschaft. Vom einen auf den anderen Tag findest du dich selbst wieder in deinem Alltag und deinem alten Leben wieder. Du bist wieder zurück zu Hause in gewohnten Umfeld. So war es in meinem Fall. Die erste tiefgreifende Veränderung war für mich das Wetter. Als ich aus der Provence, dem sonnigen Süden Frankreichs, zurück nach Deutschland kam, war es um einiges kälter und regnete dauerhaft. Das war der erste Schock, den ich verarbeiten musste. Bis zum Beginn meines Studiums lebte ich auch wieder bei meinen Eltern. Das war ein totaler Umbruch für mich. Ich musste erst wieder lernen damit zurecht zu kommen. In Frankreich lebte ich allein und traf mich fast jeden Tag mit Freunden. Diesen Lebensstil habe ich sehr genossen.

Du wirst wahrscheinlich schnell merken, dass nichts mehr so ist wie früher. Die Daheimgebliebenen haben sich, aus deiner Sicht, kaum verändert. Du fühlst dich von deinen alten Freunden und deinen Verwandten vielleicht missverstanden. Das ist ein völlig normales Gefühl nach einem Auslandssemester. Die Menschen und dein Umfeld in deinem alten Leben haben sich zwar auch verändert, aber nicht so stark wie du. Durch die neuen Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen, die du sammeln konntest und all die neuen Menschen, die du kennenlernen durftest, hast du dich weiterentwickelt. Es kann sogar so weit, dass du dich in deinem alten Leben nicht mehr so wohlfühlst wie zuvor und vor allem die Zeit unmittelbar nach deiner Rückkehr sehr hart für dich wird.

Das liegt am sogenannten „Post Travel Blues“. Doch was beschreibt dieses Phänomen? Der „Post Travel Blues“ beschreibt das ganz bestimmte Gefühl, das sich nach der Rückkehr einer Reise gerne einschleicht. Es ist eine Mischung aus Melancholie und Schwermut. Du fängst an dein Leben im Ausland zu vermissen. Alle schönen Erinnerungen kommen wieder hoch und dir fehlen deine neuen Freunde, die entdeckten Orte und das spannende, aufregende Leben fernab vom Alltag in der Heimat. Als ich aus meinem Auslandssemester zurückkam, ging es mir nicht viel anders. Ich habe genau dieses Gefühl auch durchgemacht. In mir machte sich ein Gefühl der Leere und der Melancholie breit und vor allem in meinen ersten zwei Wochen zurück in Deutschland hatte ich gar keine Lust irgendetwas zu unternehmen.

Nachdem man diese schwere Zeit aber überwunden hat, verändert sich dieser „Post Travel Blues“ in ein Gefühl von Fernweh. Fernweh beschreibt das Gegenteil von Heimweh. Anstatt sein Leben zu Hause zu vermissen und dorthin zurückzuwollen, vermisst man das aufregende Leben auf Reisen. Es ist die Sehnsucht nach fernen Ländern und anderen Kulturen. Es packt dich die Reiselust. Dieses Gefühl begleitet dich wahrscheinlich eine Zeit lang. Ich habe es zum Beispiel bis heute noch. Ich liebe es zu reisen, neue Erfahrungen und schöne Erlebnisse zu sammeln.